Brigitte Friedlos

Bewusstes und Unbewusstes synchronisieren. Heute habe ich die Musse, den Traum aufzuschreiben. Ich sehe einen Ausschnitt einer Landkarte. Er erinnert mich in Reduktion und Abstraktion an das Mapping, das sich mir auf dem Display meines Laptops zeigte, als ich auf Google Maps nach dem mysteriösen Felsen suchte, den ich auf der Skitour zum Lochberg in den Urner Alpen entdeckt hatte. Die Oberfläche des Felsens zeigt detailliert die Bewegung einer heftigen geologischen Faltung. Dadurch erscheint er einzigartig und hebt sich von den umliegenden Felsen ab. So fiel er mir auf. So nahm ich ihn wahr. Im Traum verändert sich mit jedem meiner Mausimpulse ein nahe herangezoomter Kartenausschnitt auf dem Display meines Laptops und zeigt die vereinfacht und abstrahiert dargestellte Oberfläche einer Landschaft. Nur Höhenlinien und einige wenige Graustufen modulieren die Darstellung. Der Ausschnitt bewegt sich und zoomt auf eine Ansammlung von verstreuten Punkten. Im Vordergrund erscheint ein Metallstück. Es erinnert an das Bruchstück eines Gitters. Sind es Armierungseisen? Es handelt sich aber nicht um einzelne Stäbe, die verbunden sind, sondern es ist ein einziges, gegossenes Stück. Die Farbe des Metalls ist bleisilbern und nicht wie bei oxidiertem Armierungseisen rostrot. Auf der Oberfläche des gegossenen Gitterbruchstücks erkenne ich winzige eingeritzte Kerben. Diese könnten vom Aufliegen auf einem scharfen Untergrund beim Erstarren nach dem Guss herrühren. Zudem fehlt die für Armierungseisen charakteristisch gewölbte Rillenstruktur. Das Gitterbruchstück nimmt den ganzen Bildschirm ein. Dann bewegt es sich in die Tiefe auf eine Ansammlung von Streupunkten zu, die auf der Kartenoberfläche markiert sind. Das Bruchstück wird immer kleiner und sinkt schliesslich in einen der Streupunkte hinein, wo es etwas zu ergänzen scheint. Als ob ein Puzzlestück in Tausenden von Möglichkeiten seine Matrix gefunden hätte.